Projektleiterin Event
Ich bin jetzt genau ein Jahr Teil des phono-forum Teams. Ein Jahr, das aufgrund der Corona-Pandemie ganz anders verlaufen ist, als ich es mir vorgestellt habe. Aber wer hat sich das Jahr 2020 schon so vorgestellt? Fangen wir ganz vorne an. Nachdem ich bereits in einer anderen Eventagentur und anschließend in einer Social Media Agentur viel wertvolle Berufserfahrung sammeln konnte, habe ich mich Ende 2019 dazu entschieden, mit in unser Familienunternehmen phono-forum einzusteigen. Ein gut überlegter Schritt, da ich schon lange mit dem Gedanken gespielt habe, die Veranstaltungsagentur, die mein Vater in den 80er Jahren gegründet hat, irgendwann weiterzuführen. Dass mein Bruder schon seit sechs Jahren Teil der Agentur ist, hat mich in dieser Entscheidung bestätigt. Ich war mir sicher, dass wir auch im Berufsleben gut miteinander harmonieren würden. Der größte Anreiz war jedoch, meine private Leidenschaft für Live Veranstaltungen und Events auch wieder beruflich ausüben zu können, mit eigenen Ideen und in einem Umfeld, in dem ich mich sehr wohl fühle. Im Februar war es dann soweit. Nach einer kurzen Einarbeitungsphase standen die ersten beiden Veranstaltungen mit Johann König in Arnsberg und Delbrück bevor. Ein toller Start mit einem sehr angenehmen Künstler und ausverkauften Hallen.
Direkt im Anschluss stand schon die nächste Veranstaltung auf dem Plan – Frontm3n in der Wilhelmshöhe Menden – und damit auch die erste Herausforderung, vor die wir im letzten Jahr gestellt wurden. Am 9. Februar dachten alle noch an eine Biersorte, wenn jemand von „Corona“ sprach. Hier machte uns also nicht eine weltweite Pandemie, sondern eine Orkanwarnung namens „Sabine“ das Leben schwer. Besorgte Anrufe von Gästen, eine unsichere Wettervorhersage und die Entscheidung darüber, ob wir die Veranstaltung stattfinden lassen können oder nicht. Zu jeder Zeit stand an diesem Tag die Sicherheit der Gäste und Künstler im Vordergrund. Aus diesem Grund haben wir mit der Feuerwehr und dem Ordnungsamt Rücksprache gehalten, die uns versicherten, dass eine Durchführung unbedenklich sei. Also fand die Veranstaltung statt und es blieben nur einige wenige Sitzplätze frei. Im Endeffekt war Orkan Sabine in unserem Kreis zum Glück nur ein etwas kräftigerer Sturm, in Norddeutschland wäre das im Normalfall nicht mal eine Meldung wert gewesen. Noch einmal Glück gehabt! Nur zwei Tage später stand schon das erste Highlight an, auf das ich mich sehr gefreut habe – Comedian Michael Mittermeier zum ersten Mal in meiner Heimatstadt Menden. Ausverkauftes Haus, ein toller Künstler und zufriedene Gäste – so sollte es sein!
Ende Februar war dann auch das verbotene C-Wort erstmals Thema in unserer Agentur. Während mein Vater frühzeitig die Ernsthaftigkeit des Virus‘ erkannte, waren Moritz und ich noch recht optimistisch. So ein blöder Virus kann uns doch nichts anhaben… Wie falsch wir doch lagen! Die Veranstaltung mit Comedienne Lisa Feller in Lippstadt haben wir noch ganz normal durchgeführt. Im Anschluss gab es sogar noch eine Autogramm- und Fotostunde. Heute undenkbar.
Eine Woche später war der Virus schon deutlich präsenter. Die ersten Veranstaltungen wurden in Deutschland abgesagt und auch wir hatten innerhalb der Familie schon den ersten Risikokontakt. Die Veranstaltung mit der Queen Revival Band in Bielefeld stand bevor und Moritz musste noch bis zum Veranstaltungstag auf das Testergebnis eines Bekannten warten – zum Glück negativ. Ich bin sehr froh darüber, dass wir die Veranstaltung im Lokschuppen noch durchführen konnten. Die Location ist für mich sehr besonders, weil hier schon viele Künstler aufgetreten sind, von denen ich selbst Fan bin. Da habe ich doch gleich die Chance genutzt, mich im Backstage-Bereich direkt neben Casper und Kraftclub zu verewigen.
Einen Tag später, am 8. März, dann die letzte regulär stattfindende Veranstaltung im Jahr 2020. Die Meldungen über das Corona-Virus wurden immer präsenter. Im Nachhinein war es ein kleines Wunder, dass die Michael Jackson Tribute Show „Black or White“ in Unna mit Künstlern, die aus ganz Europa angereist sind, überhaupt noch stattfinden konnte. Mittlerweile wurde sich nur noch mit Ellebogen begrüßt und Desinfektionsständer standen bereit. Umso ironischer, dass ich nach Showende privat noch auf einem Konzert mit knapp 15.000 Menschen in der Westfalenhalle Dortmund war. Diesen Tag werde ich ganz besonders in Erinnerung halten, denn sowohl beruflich als auch privat war der 8. März der letzte Tag, bevor der Wahnsinn so richtig los ging. Im Nachhinein bin ich froh, dass ich diese Erfahrungen noch sammeln konnte, ohne dass sich Gäste oder gar wir selbst mit dem Virus infiziert haben. Danach war es das dann erst einmal komplett mit Veranstaltungen. Nach und nach haben wir Veranstaltungen verschoben, erst einmal auf Herbst 2020, bis dahin sollten wir das mit dem Virus ja wohl in den Griff bekommen… Denkste!
Nachdem die WHO kurze Zeit später den Virus zur Pandemie erklärt hat und sich ganz Deutschland im Lockdown befand, wurde uns schnell bewusst, dass für einige Zeit keine Veranstaltungen stattfinden können – zumindest nicht in dem Rahmen, wie wir es gewohnt sind. Also mussten wir umdenken. Wie können wir den Leuten trotzdem noch Kultur und Abwechslung ermöglichen, ohne dass Gäste oder Mitarbeiter gefährdet werden und wir die vorherrschenden Regelungen im Zusammenhang mit dem Virus einhalten können? Lange mussten wir nicht überlegen. In den Großstädten feierten Autokinos bereits ihr Comeback. Das sollte doch auch in unserer Heimatstadt Menden möglich sein. Doch was so einfach klingt, war im Endeffekt eine große Herausforderung für uns. Die richtige Location, die Filmlizenzen, die aufwendige Technik und die Logistik. Wenn man sich vorher noch nie mit dieser Thematik beschäftigt hat, glaubt man kaum, welch organisatorischer Aufwand hier hinter steckt.
Nach unzähligen Telefonaten mit Dienstleistern und der Stadt Menden war es dann soweit: Am 29.04.2020 startete das einwöchige Pilotprojekt „Autokino Menden“ auf dem Parkplatz des Hönne-Berufskollegs. Die Eintrittskarten wurden durch die Scheibe gescannt, wir selbst fungierten am Veranstaltungstag als Einweiser für die Autos, denn auch hier musste der Sicherheitsabstand eingehalten werden. Sieben erstklassige Filme aus verschiedenen Genres begeisterten Jung und Alt. Wenn man durch die Autoreihen ging, sah man selbst mitgebrachte Snacks, Getränke und glückliche Gesichter. Es war unglaublich schön, so viel positives Feedback zu erhalten und es den Mendenern zu ermöglichen, trotz Lockdown mal etwas anderes als die eigenen vier Wände zu sehen. Wir mussten nicht lange überlegen und gingen im Anschluss direkt in die Planung für die zweite Runde.
Mitte Mai hieß es dann noch einmal für sieben weitere Abende „Autokino Menden“. Die Begeisterung und Dankbarkeit der Gäste war das schönste Feedback, was man hätte bekommen können. Trotz einer mit einer Glasflasche beschädigten Leinwand und eines geklauten Stromkabels blicke ich auf zwei ganz besondere Wochen zurück, die ich nicht missen möchte. An dieser Stelle möchte ich mich auch noch einmal ganz herzlich bei den Sponsoren, bei LAM Showtechnik und der Stadt Menden bedanken. Ohne die tolle Zusammenarbeit wäre dieses Projekt nicht möglich gewesen.
Nach dem Erfolg des Autokinos und dem Mehrwert, der dadurch für die Mendener entstanden ist, waren die Sponsoren auch direkt am Start, als wir unser neues Kultur-Projekt für den Sommer vorgestellt haben. Als die Kontaktbeschränkungen etwas gelockert wurden, wollten wir unbedingt auch das in Menden ermöglichen, wofür das phono-forum eigentlich seit Jahren steht: Live Entertainment. Comedy und Musik sollten auch im Jahr 2020 ein Teil der Hönnestadt sein.
Bei der Suche nach einer geeigneten Location ist uns direkt das Zeltdach am neuen Rathaus in Menden in den Kopf gekommen. Open Air und trotzdem wetterunabhängig, perfekt! Gesagt, getan. Wieder wurde viel telefoniert, denn das Gelände bietet normalerweise nicht die nötige Infrastruktur für solch eine Art von Veranstaltung, vor allem nicht in Corona-Zeiten. Keine Künstler-Garderobe und nicht genügend Toiletten. Doch auch das war schnell geregelt: Ein zusätzlicher Toilettenwagen und ein Ladenlokal, welches zum Backstage-Bereich umfunktioniert wurde. Die nächste Herausforderung war ein geeignetes Hygienekonzept, denn wie jeder weiß, war man auch im eigentlich „lockeren“ Sommer als Veranstalter an die Corona-Schutzverordnung gebunden. Personalisierte Tickets, doppelte Reihenabstände, freie Sitzplätze zwischen jeder Besuchergruppe, Einbahnstraßensysteme und ausreichend Desinfektionsständer waren deutlich mehr Organisationsaufwand als wir es bisher gewohnt waren. Und auch die Besucherkapazität verringerte sich hierdurch natürlich erheblich. Als unser Hygienekonzept vom Gesundheitsamt abgesegnet wurde, war es Zeit, den Vorverkauf zu eröffnen.
Wir sind sehr froh, dass wir tolle Künstler für das Projekt „Zeltdach Festival Menden“ gewinnen konnten und für jeden Geschmack etwas dabei war. Vom 20.-23. August sind Bernd Stelter mit seinem Liederprogramm, die Comedians Johann König und Özcan Cosar sowie die a cappella-Band basta unter dem Zeltdach in Menden aufgetreten. Vor der Location konnten sich zuvor online bestellte Speisen und Getränke bei unserem Partner Hasecker Catering abgeholt werden. Am Eingang wurden dann die Kontaktformulare zur Rückverfolgbarkeit eingesammelt. Aufgrund der platzbezogenen Tickets gab es kein Gedrängel, alle Besucher hielten die Abstands- und Maskenregeln auf den Gängen ein. Es funktionierte also alles so wie geplant. Doch das schönste war nach vielen Wochen „Abstinenz“ wieder echtes Lachen und echten Applaus zu hören. Unzählige glückliche Gesichter, Standing Ovations und vier lange Arbeitstage später blicke ich auf mein persönliches Highlight im Veranstaltungsjahr 2020 zurück. To be continued 😉
Der Abschluss unseres Veranstaltungsjahres stand dieses Mal nicht wie gewohnt kurz vor Weihnachten bevor, sondern schon Anfang Oktober. Und damit auch die einzigen Indoor-Veranstaltungen seit Ausbruch der Pandemie, bis heute!
Wir haben uns sehr gefreut, dass die beiden Veranstaltungen mit dem Comedian Faisal Kawusi am 3. Oktober in der Wilhelmshöhe Menden und am 4. Oktober in der Stadthalle Ahlen stattfinden konnten. Durch ein aufwendiges Hygiene- und Infektionsschutz-Konzept und eine starke Reduzierung der Besucherkapazität konnten wir an zwei Abenden noch einmal Comedy live erleben und zusammen lachen. Hätte ich gewusst, dass dies erstmal die letzten Veranstaltungen für mehrere Monate gewesen sind, wäre ich wahrscheinlich sehr sentimental geworden.
Insgesamt hat mich das Jahr 2020 sowohl beruflich als auch privat vor viele Herausforderungen gestellt. Aber ich kann jetzt zumindest behaupten, dass ich mit Krisensituation mittlerweile ziemlich souverän umgehen kann. Ich glaube fest daran, dass die Veranstaltungsbranche nach der Pandemie eine wahre Renaissance erleben wird und wir unserer Leidenschaft wieder gewohnt nachgehen können.
Und jetzt nutzen wir die veranstaltungsfreie Zeit, um unsere Kompetenzen auch in anderen Bereichen einzusetzen. Seit einigen Monaten tüfteln wir schon an einem Konzept, Unternehmen dabei zu helfen, ihr Auftreten und damit auch ihren Erfolg zu optimieren, indem wir unser Know-How in Sachen Marketing und Eventmanagement optimal einsetzen: Ein neuer, viel versprechender Zweig: phono-forum Communication. Das Ergebnis siehst Du hier auf unserer neuen Webseite. Ich freue mich auf die kommenden Projekte und bin zuversichtlich, dass wir uns den jeweiligen Bedingungen in Sachen Pandemie optimal anpassen können.
phono-forum GmbH & Co. KG
Am Goldacker 8a
58706 Menden
+49 2373 4983
Danke für diesen tollen Einblick in ein ganz besonderes Jahr!